Heute hier, morgen dort
Ein Metallbauer auf Wanderschaft…
Handwerker, die ihre Lehre im Beruf abgeschlossen haben, sammeln in der ganzen Schweiz und im nahen Ausland – von der größten Stadt bis ins kleinste Nest –Berufserfahrung. Drei Jahre und einen Tag sind sie mindestens unterwegs, manche auch länger. Wenn die Handwerker starten, dann haben sie alle einen Gesellenbrief im Tuch, sind unverheiratet, nicht vorbestraft, schuldenfrei und jünger als 30 Jahre alt – so fordern es die traditionellen Regeln der Walz. Einmal aufgebrochen, dürfen sie ihrem Heimatort nicht mehr näher als 50 Kilometer kommen. Handy und Laptop sind tabu und Transportmittel dürfen sie nur in Anspruch nehmen, wenn die Beförderung sie nichts kostet. Wandergesellen erhalten heute einen ortsüblichen Lohn und arbeiten nicht für Kost und Logis.
Der gelernte Metallbauer Cedric, Freier und Fremder Schweisser, ist seit 2 Jahren und 4 Monaten unterwegs und hat nun Halt gemacht im Kandertal. In den nächsten Monaten unterstützt er das Team in der Brügger BMT AG.
Wir möchten gerne von Cedric wissen:
Warum hast du dich entschieden auf Wanderschaft zu gehen?
Nun, es war eine Entscheidung für mich. Ich habe während meiner Autofahrten immer wieder Wanderarbeiter mitgenommen und fand es faszinierend, wie sie die Welt erlebten. Es ist so, dass ich die richtigen Menschen zur richtigen Zeit getroffen habe und das hat mein Interesse geweckt, selbst auf die Walz zu gehen.
Was machst du auf der Walz?
Hauptsächlich reise ich umher und frage nach Arbeit. Ich bin Metallbauer von Beruf und suche nach Möglichkeiten, meine Fähigkeiten einzusetzen und weiterzuentwickeln, wo immer Bedarf besteht.
Wie empfindet es deine Familie, dass du auf Wanderschaft gegangen bist?
Meine Familie ist schon immer viel gereist und ist sehr offen gegenüber neuen Erfahrungen. Es war für sie auch keine grosse Überraschung, dass ich mich für die Wanderschaft entschieden habe. Besuche sind erlaubt und meine Familie unterstützt mich in meinem Streben nach persönlichem Wachstum.
Bekommt man ein anderes Gefühl dafür, was Freiheit bedeutet, wenn man auf Wanderschaft ist?
Oh, absolut. Auf der Walz kann man tun (innerhalb der traditionellen Regeln) was man will und das Gefühl der Freiheit begleitet einen ständig.
Was sind die Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten auf Wanderschaft?
Eine Herausforderung ist definitiv die ständig gleiche Kleidung. Je nach Wetter ist sie nicht immer ideal, vor allem bei Kälte oder Regen. Aber alles findet seinen Platz in einem sogenannten Charlottenburger* Tuch.
Übernachten Wandergesellen heute noch unter freiem Himmel?
Nur freiwillig. In der Regel findet man immer eine Unterkunft, wenn man nicht unter freiem Himmel schlafen möchte. Viele Menschen bieten Hilfe oder sogar eine Unterkunft an.
Hast du immer gleich Arbeit gefunden?
Es war unterschiedlich aber wenn man bereit ist zu arbeiten, findet man normalerweise immer etwas zu tun.
Wie, denkst du, hast du dich während der Wanderschaft verändert?
Ich bin definitiv gesprächiger und offener geworden. Früher war ich eher verschlossen und sprach wenig.
Diese Gemeinschaft unter den Wandergesellen ist schon sehr wichtig, oder?
Ja, definitiv. Einige schließen sich einer Schacht**, einer Vereinigung, an, um eine starke Gemeinschaft zu bilden. Persönlich bin ich ein Freireisender, also ohne Schacht-Zugehörigkeit.
*Der reisende Geselle packt sein gesamtes Hab und Gut in ein Bündel, welches in dieses Tuch eingeknotet wird. Dies wird Charlottenburger genannt.
**Ein Schacht ist eine Vereinigung von Handwerkern, die auf Wanderschaft sind oder waren. Diese Handwerkervereinigungen haben meist keine rechtliche Form, bestehen aber teilweise schon seit mehreren Jahrhunderten und haben einen vergleichbare Struktur.
Die Schlosserei der Brügger BMT AG freut sich von Cedrics Können und den Erfahrungen, welche er auf seiner Wanderschaft gesammelt hat, zu profitieren.
Herzlich willkommen.